Stimme
Der akustische Fingerabdruck
08.03.2024 67 min
Zusammenfassung & Show Notes
Erst füllten sie Kneipen, dann Hallen, aktuell Stadien. Mitsingevents ziehen Menschen in Scharen an. Und das seit Jahren. Singen mache schlicht glücklich, erklären unsere beiden Gäste diesen nicht abreißenden Trend. Im Bistro des Kieler Schauspielhauses trafen wir die in Kiel beheimatete Berufsmusikerin Anna Hengelhaupt und den Atem-, Sprech- und Stimmtherapeuten Dieter Rathke.
„Jeder kann singen“ behauptet Dieter Rathke. Das wollten wir ihm gern glauben, nehmen aber in dieser Episode die Gelegenheit wahr, seine These eingehend zu hinterfragen. Dabei spiegelt ihn Sängerin Anna Hengelhaupt. Sie studierte zunächst Schulmusik und Musikwissenschaften, um an Gymnasien zu unterrichten, bevor sie in Hamburg eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Berufsmusikerin im Bereich Jazz- und Populargesang absolvierte. Aktuell arbeitet Anna als Sängerin, Songwriterin, Vocal Coach und Musiklehrerin. Mit ihrer Band „The Line Walkers“ steht sie jedes Jahr rund 50-mal auf der Bühne. Nebenher ließ sich Anna zur LAX VOX® Trainerin ausbilden. Was das ist und wozu es dient, erklärt sie eingehend in dieser Episode.
Dieter Rathke sammelte reiche Berufserfahrung. Er war Lehrbeauftragter und Seminarleiter für Sprecherziehung und Stimmbildung an der Hochschule der Künste in Berlin. Seit 1995 arbeitet er selbstständig, lehrte an der FH Kiel sowie an diversen anderen Einrichtungen. Als Stimm-Coach schulte er professionelle Sprecherinnen und Sprecher bei Radio- und TV-Sendern. Aktuell leitet Dieter mehrere Kieler Chöre, darunter den Krooger Männerchor.
Kapitel
Kapitel 1 Begrüßung.
In der Regel öffnet das Bistro vom Schauspielhaus gegen Nachmittag, weit vor Beginn des Bühnenprogramms. Für unser Gespräch mit Anna Hengelhaupt und Dieter Rathke reservierten wir einen Tisch. Am Nachmittag des 12. Januar 2024 treffen wir sie dort. Zum Einstieg weist uns Dieter Rathke auf die beiden Pionierinnen Clara Schlaffhorst und Hedwig Andersen hin. Sie entwickelten um 1910 die Atem-, Stimm- und Sprechlehre - ein ganzheitliches Konzept, nach dem er ausgebildet wurde.
Kapitel 2 Vorbereitung.
Wärmten die beiden Profis ihre Sprechstimmen vor unserem Treffen auf? Wenn ja, wie? Anna berichtet von täglichen Übungen mit einem Schlauch. Er ist unter dem Namen LAX VOX patentiert. Als zertifizierte Ausbilderin darf sie andere im Umgang damit schulen.
Kapitel 3 Tonerzeugung.
Dieter Rathke greift korrigierend ein. Der umgangssprachlich benutzte Begriff „Stimmbänder“ sei falsch, korrekt dagegen „Stimmlippen“. Es folgt ein eingehender Diskurs über diverse Organe des Körpers, die an der Stimmbildung beteiligt sind. Anna erwähnt Estill Voice der amerikanischen Sängerin und Stimmpädagogin Jo Estill. Mit dieser Trainingsmethode verbessert sie ihre Sing- und Sprechstimme. Dieter Rathke erklärt die bipolare Atemtypenlehre des Geigers Erich Wilk und Dr. med. Charlotte Hagena am Beispiel.
Kapitel 4 Emotionen.
In nahezu allen Chören herrscht ein Mangel an Männerstimmen. Dieter Rathke leitet den seiner Ansicht nach letzten Männerchor in Kiel. Er hat eine Erklärung für das Phänomen. Generell sind sich beide Gäste darin einig, dass die Stimme ein Spiegel der Persönlichkeit darstellt. Singen und Sprechen sind eins, wobei das Singen nicht nur das Sprachzentrum, sondern beide Hirnhälften aktiviert. Die Erkenntnis mündet in einem Exkurs zum Musikunterricht in der Schule.
Kapitel 5 Stimmtraining.
Mit einer gut ausgebildeten, lauten und klaren Stimme lasse sich Macht ausüben, behauptet Dieter Rathke und macht dies auch gleich vor. Er appelliert an alle, die eigene Stimme zu trainieren. Im Alter drohe sie brüchig oder knarzig zu werden. Für beides bringt er Beispiele. Das Gespräch schwenkt zu Stimmstörungen und innere Krankheiten, die sich an der Stimme erkennen lassen.
Kapitel 6 Einzigartigkeit.
Einzigartig wie der Fingerabdruck ist unsere Stimme. Warum, das erklärt uns Dieter Rathke. Es fallen die Fachbegriffe Timbre, Sängerformanten und Obertöne, Stimmmasse. Kurz streifen wir Deep Fakes mittels künstlicher Intelligenz. Am Ende fasst er zusammen: Tiefe ist angeboren, die Tonhöhe dagegen trainierbar.
Kapitel 7 Projekte & Pläne.
Anna freut sich auf ihre Produktionsphase im Hamburger Tonstudio. Neben „Let them in“ und „First floor“ soll es demnächst weitere eigens komponierte Songs geben. Sobald das Album komplett ist - eine Mischung aus Soul, Pop und Jazz - wird sie damit Live auftreten. Dieter Rathke wirbt für den Krooger Männergesangverein. Der probt jeden Mittwoch von 20 bis 22 Uhr im Sängerheim Kroog. „Jeder kann singen“ schwört er und bittet darum, sich bei Interesse am Mitsingen bei ihm zu melden.
Episodencover
©JasonRosewell@unsplash.com / Download: https://unsplash.com/de/@jasonrosewe
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